Wolfgang Witte
 


Learning is funtastic at kohl children`s museum

Kohl children`s museum
Marsha Ettema – Director of Education and Exhibits

165 green bay road, wilmette, illinois 60091,
tel: 847 246 6056 x 327
fax: 847 853 9154 
e-mail: 
web: www.kohlchildrensmuseum.org
 

Das Kindermuseum als Ort eigenständigen spielerischen Lernens von Kindern, gerade auch von jüngeren Kindern, dieses Konzept wird im Kohl children`s museum besonders deutlich und konsequent verfolgt.

Das Museum liegt im nördlichen Umland Chicagos in einer eher weißen mittelständischen Umgebung. Es wurde 1985 eröffnet. Im Vergleich mit den anderen von uns besuchten Projekten ist es eher klein und überschaubar, die Ausstellungsfläche dürfte unter 1000 qm liegen. Das Gebäude ist eher ein Zweck- als ein Repräsentationsbau und erinnert an einen Supermarkt oder ein Industriegebäude. 

Zielgruppe sind Kinder im Alter von 2 bis 8 Jahren sowie Eltern und Lehrer.

Die Öffnungszeiten sind wochentags von 8.30 Uhr bis 17 Uhr, sonntags von 12 bis 17 Uhr. 

Der Ausstellungsbereich ist in mehrere räumlich getrennte Bereiche mit thematischen Schwerpunkten gegliedert:

beautiful come in all colours befasst sich mit Problemen von Diskriminierung und Rassismus und soll den Respekt gegenüber Menschen mit anderer Hautfarbe und aus anderen Kulturen fördern. Teilweise ähneln die Ausstellungselemente denen der face-to-face Ausstellung im Chicago Children`s Museum. Auch hier gibt es eine Videoinstallation mit Filmen von Kindern, die über Diskriminierung im Alltag, ihre Gefühle und Empfindungen in diesen Situationen und über Verhaltensmöglichkeiten berichten. Der Besucher hat die Möglichkeit über einen Computer per Mausklick Fragen zu stellen und Handlungsalternativen auszuprobieren. Zunächst haben wir diese Installation sehr hoch bewertet, im Gespräch mit Frau Ettema wurde aber deutlich, dass Kinder diese Installation nicht so häufig benutzen und eher aufgeklärt denkende Eltern und Lehrer sich für diese Installation interessieren. Ein weiteres Element dieses Ausstellungsteils sind ein Schoolbus (mit zwei Fahrersitzen) und ein stilisierter Fahrgastteil mit Kinder unterschiedlicher Hautfarbe. Anstelle der Köpfe befinden sich Löcher, durch die Kinder ihren Kopf stecken können und so zu Fahrgästen des multikulturellen Busses werden. Auf einen Videomonitor über einer Theaterbühne macht ein afrikanischer Tänzer Tanzbewegungen, die die Besucher auf der kleinen Bühne mitmachen können und die ebenfalls auf einem Videobildschirm gezeigt werden. In einem großen Puppenhaus mit vielen Räumen und Puppen unterschiedlicher Hautfarbe können Kinder spielend erproben, wie es sich zusammen leben läßt, Motto “we can live together”. Eine weitere Video-/Beamerinstallation erzeugt mehrfarbige Schatten von Kindern, wodurch das “Farbthema” in einem übertragenden ästhetischen Sinne aufgenommen wird.

Im Verkehrszimmer gibt es Installationen zum Thema Verkehr, wobei das Vergnügen von Kindern mit Autos zu spielen oder die Rolle von Fahrern aufzunehmen aufgegriffen wird. In der Mitte des Raumes steht ein echter roter Sportwagen, in dem die Kinder Fahrer spielen können. Weiter gibt es einen echter U-Bahn-Fahrerstand, ein Schaffnerhäuschen und ein Modell mit Eisenbahn und Autostrassen.
? Under construction ist das Motto des größten Ausstellungsraumes, hier geht es um das Bauen von Häusern. Ein großer Kiesbagger befördert Erde (kleine Stoff und Ledersäckchen) zu tage, mit einem weiterer Bagger kann sie weiterbefördert werden. Ein begehbares Spielhaus kann – in Teilen – neu konstruiert werden: Fenster können eingesetzt werden, Dachschindeln können aufgelegt werden. Im gleichen Raum befindet sich ein begehbares großes Schiff, von dem herab mit Angel und Netz Fische(aus Stoff mit Magneten) gefangen werden können.

Animals as Archtectures schließt an das Konstruktionsthema an und vermittelt wie Tiere bauen. So gibt es Kästen mit stilisierten Rasen- und Erdelementen, mit denen ein Maulwurfbau nachbildet ist. Wer die Elemente hebt, öffnet den Bau und findet irgendwann den Maulwurf, der natürlich aus Stoff ist. Eine weitere große Installation befasst sich mit dem Thema “Ameisenbau”. Im oberen Bereich sind Gräser und Ameisen in übernatürlicher Größe nachgebildet. Der untere Teil stellt das Erdreich dar, hier hängen Graswurzeln wie Lianen herab. Wer hier durchkriecht, kann sich ganz als Erdameise fühlen. An anderer Stelle ist ein geöffneter Termitenbau nachgebildet, hier können die Kinder sehen, wie Termiten wohnen. Ergänzend gibt es eine Ecke mit Mikroskopen, unter denen verschiedene Tierpräperate betrachtet werden können.

Im Star Max technology center by Motorola gibt es zehn Computerplätze, die Informationen zu unterschiedlichen Wissensgebieten, u.a. zu Musik und Malerei bieten. Durch Spielelemente und Animationen können sich Kinder bestimmte Themen erschliessen, z.B. die Tonleitern.

Im Dachboden, der sich im oberen Gebäudeteil befindet, finden die Kinder alte Möbel, Fotoalben, Bilder und Kleidungsstücke. Auf einer Videobühne können die Kinder sich selbst auf dem Bildschirm betrachten. Die Kinder können sich hier verkleiden, Eltern und Großeltern spielen.
? Ebenfalls im Obergeschoss befinden sich ein Arbeitsbereich für bildnerisches Gestalten und die Young Master`s Gallery, wo Arbeiten von Kindern ausgestellt werden.

Wie alle Museen ist auch dem Kohl Children`s Museum ein Museumsshop angeschlossen, der neben Kohl-Souvenirs vor allem pädagogisch sinnvolles Spielzeug bietet.

In allen Bereichen sind Schrifttafeln angebracht, die sich an Eltern wenden, die mit ihren Kindern das Museum besichtigen. Die Eltern werden aufgefordert, das Spiel ihrer Kinder zu unterstützen aber den Kindern Zeit zu lassen und nicht zu versuchen, die Erkenntnisprozesse der Kinder zu beschleunigen. Damit wird auf die häufige Erfahrung reagiert, dass Eltern ihre Kinder von einem Objekt zum anderen ziehen, ohne damit der Bedeutung der Zeit für Kinder gerecht zu werden. In pädagogischen Informationen werden die Eltern angehalten, den Entdeckungs- und Erkenntnisweg ihrer Kinder auch zuhause zu fördern.

Das Museum setzt deutlich Vertrauen in den eigenen spielerischen Erkenntnisweg der Kinder. Nahezu alle Exponate und Installationen sind einfach, überschaubar und kindgerecht und überfordern auch kleinere Kinder nicht. Dies entspricht gerade den jüngeren Kindern im Vorschulalter. Die Absicht von Kindermusen spielerisch Lernprozesse anzuregen und Intelligenzentwicklung zu fördern, wird in diesem Museum besonders anschaulich.

Der pädagogische Ansatz des Museums wird in Kursen für Lehrer und Erzieher gezielt vermittelt, weitere Kurse befassen sich mit  Themen wie Stressbewältigung, Theaterpädagogik, Körpersprache und Lernpsychologie.

Schulgruppen kommen aus dem ganzen Grossraum Chicago, sehr häufig aber auch aus der Nachbarschaft. Die Kinder kommen ausschließlich in Begleitung von Lehrern und Eltern. Insgesamt wird das Museum jährlich von ca. 260.000 Besuchern genutzt. Früher wurde gemeinsam mit Schulen ein Programm Museum in Your Classroom durch geführt, wobei die Museumsthemen in der Schule behandelt wurden. Wegen des hohen Aufwandes ist das Museum aber davon abgekommen und führt seine Angebote fast ausschließlich im eigenen Gebäude durch. Ergänzend zum Ausstellungsbesuch werden den Kindern thematische Gruppen z.B. zu Vögeln, Würmern, Bibern, Blumen angeboten.

Das Kohl Children`s Museum finanziert sich weitgehend über eine Foundation, deren Vorsitzende Dolores Kohl ist, über Eintritte und Spenden. Der Eintritt kostet für Kinder und Erwachsene je 5 $. Schulklassen und Lehrer müssen für Kurse und Angebote des Museums ebenfalls zahlen. Die Mitgliedschaft im KCM Kids Club kostet jährlich pro Jahr 90 $ und ermöglicht freien Eintritt für das Kind und zwei Erwachsene sowie regelmäßige Infos über das Museum. Der weitergehende Museum Associate kostet 125 $ und ermöglicht freien Eintritt für vier Personen, regelmäßige Museumsinformationen und Eintrittsermäßigungen in anderen Children`s Museums. Ein dreistündiger Besuch von Schulklassen incl. Workshop kostet pro Kind 6$, ohne Workshop für 1,5 Stunden 4,5 $, ein Lehrerworkshop 20 $ für eine ca. halbtägige Veranstaltung. Eine wichtige Aktivität, die auch dem Mittelerwerb dient, ist die Veranstaltung von Kindergeburtstagen und Parties von Erwachsenen “die sich mal wie Kinder fühlen möchten” in den Räumen des Museums. Solche Veranstaltungen bringen bis zu 375 $. Teile des Ausstellungsangebotes sind durch Spenden bzw. Sponsoring ermöglicht worden, so z.B. der Computerbereich, der durch Motorola ausgestattet wurde.

Neben den 28 Beschäftigten des Museums – hierbei wurde allerdings nicht ganz klar, welche Status diese Mitarbeiter haben - gibt es Volontierung-Programm, wobei eine Mitarbeiterin eigens für die Pflege dieser Freiwilligenstruktur zuständig ist. Freiwillige werden in allen Bereichen des Museums eingesetzt. Nach 100 Stunden Tätigkeit erhalten sie für ihre Familien freien Eintritt. Regelmäßig finden zudem Veranstaltungen, z.B. Parties für die Volontiers statt.